Wenn Kälte egal ist und Schmerz nicht weh tut – Besonderes Körperempfinden bei Autismus

Verändertes Schmerz- und Temperaturempfinden im Autismus-Spektrum

Warum läuft jemand mitten im Winter in kurzer Hose herum und friert nicht? Warum sagt eine Person nicht, wenn sie krank ist oder sich verletzt hat? Viele Angehörige, Fachkräfte oder Kollegen stellen sich genau diese Fragen, wenn sie mit einem Menschen im Autismus-Spektrum leben oder arbeiten. Dahinter steckt oft ein besonderes Körperempfinden, das zwar typisch ist, aber wenig bekannt.

Menschen mit Autismus verarbeiten Sinnesreize anders als neurotypische Menschen. Das betrifft nicht nur Geräusche oder Gerüche, sondern auch Signale aus dem eigenen Körper. Schmerz, Kälte, Hitze, Hunger oder Müdigkeit werden manchmal gar nicht oder nur abgeschwächt wahrgenommen. Manche spüren Verletzungen kaum, andere merken erst sehr spät, dass sie krank sind oder dringend eine Pause brauchen.

Im Alltag kann das schnell zu Missverständnissen oder sogar Gefahren führen. Ein Kind, das keine Schmerzen zeigt, obwohl es sich ernsthaft verletzt hat, bleibt oft unbemerkt. Genauso kann ein Erwachsener, der keine Erschöpfung spürt, sich leicht überfordern und plötzlich zusammenbrechen. Beim Temperaturempfinden ist es ähnlich: Wer Kälte kaum wahrnimmt, zieht sich auch bei Frost nicht ausreichend warm an und merkt nicht, wie der Körper auskühlt.

Für das Umfeld ist es deshalb wichtig, genau hinzuschauen und auf nonverbale Hinweise zu achten. Blässe, verändertes Verhalten, motorische Unruhe oder Rückzug können Signale sein, dass etwas nicht stimmt – auch wenn die betroffene Person nichts sagt. Es geht nicht darum, „richtig“ oder „falsch“ zu fühlen. Die Reize werden einfach anders verarbeitet.

Hilfreich sind feste Routinen: regelmäßige Mahlzeiten, klare Ruhezeiten, kleine Checklisten oder Symbole für „Hunger“, „Pause“ oder „Kalt“. So fällt es leichter, den eigenen Körper gut zu versorgen, auch wenn die Signale nicht deutlich spürbar sind.

Wer sich näher informieren möchte, findet viele gute Bücher und Erfahrungsberichte zu diesem Thema. Besonders zu empfehlen sind:

Literaturtipps:

  • Olga Bogdashina: Autismus und Wahrnehmung
  • Birger Sellin: Ich spüre was, was du nicht spürst
  • Temple Grandin: Durch die gläserne Wand – Autismus verstehen

Ich berate auch gern, wenn es um sensorische Besonderheiten, den Alltag mit Autismus oder passende Unterstützungsangebote geht. Vereinbaren Sie gerne ein kostenloses Erstgespräch, um Ihre Fragen und Anliegen in Ruhe zu besprechen.

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