Für viele Menschen mit Autismus gehören Meetings und Teamgespräche zu den anspruchsvollsten Situationen im Berufsalltag. Während die fachlichen Aufgaben oft problemlos bewältigt werden, entstehen die größten Belastungen dort, wo soziale Erwartungen, spontane Kommunikation und viele Eindrücke gleichzeitig auftreten. Team-Situationen, Live-Besprechungen, Fortbildungen oder Abstimmungen im Büro sind häufig schwer vorhersehbar, und genau diese Unvorhersehbarkeit führt bei vielen Betroffenen zu Stress oder Überforderung. In solchen Momenten müssen mehrere Reize gleichzeitig verarbeitet werden: Stimmen, Bewegungen, Hintergrundgeräusche, Licht, Blickkontakt und schnelle Themenwechsel. Das führt bei vielen Menschen mit Autismus zu einer hohen kognitiven Belastung, weil sie mehrere Ebenen parallel beachten müssen. Sie hören zu, versuchen den Inhalt zu verstehen, beobachten Reaktionen, schätzen die Stimmung im Raum ein und überlegen gleichzeitig, wann sie selbst etwas sagen sollen. Dieses gleichzeitige Verarbeiten vieler Informationen ist einer der häufigsten Gründe, warum Meetings so anstrengend sein können.
Hinzu kommt, dass Team-Situationen im Job selten klar strukturiert sind. Oft ist nicht eindeutig, wer spricht, wie lange etwas dauern wird oder welche Erwartungen an das eigene Verhalten bestehen. Viele Menschen im Autismus-Spektrum berichten, dass genau diese fehlende Struktur eine der größten Herausforderungen im Arbeitsumfeld ist. Es entsteht schnell das Gefühl, sich anpassen zu müssen, um nicht negativ aufzufallen. Dieses Maskieren kostet sehr viel Energie, auch wenn es für Außenstehende nicht sichtbar ist. Besonders Live-Situationen, wie große Teamrunden oder Fortbildungen in vollen Räumen, verstärken diese Schwierigkeiten. Dort ist die Reizmenge noch höher, es gibt mehr unbekannte Eindrücke und häufig spontane Gruppenarbeiten oder Interaktionen, auf die man sich nicht ausreichend vorbereiten kann. In solchen Momenten fühlen sich viele Menschen im Spektrum überfordert, obwohl sie fachlich sehr kompetent sind.
Online-Meetings empfinden viele Betroffene dagegen als entlastend. Digitale Besprechungen über Teams, Zoom oder andere Plattformen reduzieren die Menge an sensorischen Reizen und machen die Situation kontrollierbarer. Man muss nicht ständig Blickkontakt halten und hat nur den Bildschirm vor sich. Viele Menschen mit Autismus profitieren davon, dass sie ihre Umgebung anpassen, Notizen sichtbar neben sich legen und bei Bedarf die Kamera ausschalten können. Dennoch können auch Online-Meetings herausfordernd sein, vor allem wenn mehrere Personen gleichzeitig sprechen oder Inhalte und Ablauf nicht klar kommuniziert werden.
Trotz aller Schwierigkeiten zeigt sich deutlich, dass Menschen mit Autismus im Job sehr erfolgreich sein können, sobald Kommunikation übersichtlich und verständlich gestaltet ist. Klare Strukturen, vorherige Informationen, nachvollziehbare Abläufe und eindeutige Rollenverteilungen in Meetings schaffen Sicherheit und reduzieren die kognitive Belastung erheblich. Autismus im Arbeitsumfeld bedeutet nicht, leistungsschwächer zu sein. Es bedeutet, dass bestimmte Rahmenbedingungen und Strategien notwendig sind, damit Fachwissen und die individuellen Stärken und Fähigkeiten sichtbar werden. Gute Strukturen helfen nicht nur Menschen im Spektrum, sondern verbessern die Zusammenarbeit im gesamten Team.
Wenn Sie sich in diesen Herausforderungen wiedererkennen und Unterstützung dabei wünschen, Ihren Arbeitsalltag stabiler zu gestalten, biete ich eine individuelle, auf Autismus spezialisierte Beratung an. Gemeinsam können wir herausarbeiten, welche Strategien und Anpassungen Ihnen im beruflichen Umfeld nachhaltig Entlastung ermöglichen.


