Wenn Eltern den Verdacht haben, dass ihr Kind autistisch sein könnte, beginnt oft eine Phase voller Fragen, Unsicherheit und Sorgen. Die gute Nachricht: Es gibt klare Schritte, die helfen, Klarheit zu gewinnen und dem Kind gezielt Unterstützung zu bieten.
1. Beobachtungen ernst nehmen
Der erste Impuls entsteht häufig im Alltag: Das Kind spricht eventuell später als andere, vermeidet Blickkontakt oder zeigt wenig Interesse an sozialen Interaktionen. Manche Eltern suchen online nach „Verdacht Autismus Kind“ und finden sich in endlosen Foren wieder. Wichtig ist: Vertrauen Sie Ihrer Intuition! Wenn etwas „anders“ erscheint, lohnt es sich, genauer hinzusehen.
2. Kinderarzt oder Kinderärztin aufsuchen
Der nächste Schritt ist ein Termin beim Kinderarzt. Dort kann eine erste Einschätzung erfolgen. Sprechen Sie Ihre Beobachtungen konkret an, erstelle Sie vor dem Termin eine Liste mit Ihren Beobachtungen. Achten Sie darauf, dass Sie ernst genommen werden.
Der Arzt kann beurteilen, ob eine Überweisung an Spezialisten notwendig ist, z. B. an eine sozialpädiatrische Praxis oder einen Kinder- und Jugendpsychiater.
3. Fachliche Diagnostik einholen
Eine fundierte Diagnose bei Kindern darf nur von bestimmten Fachpersonen gestellt werden. Dazu gehören Kinder- und Jugendpsychiater, Sozialpädiatrische Zentren (SPZ), Autismus-Kompetenzzentren, Entwicklungsneurologisch spezialisierte Kinderärzte, Psychologische Psychotherapeuten mit Spezialisierung auf Kinder und Autismus-Spektrum-Störungen.
In der Regel beginnt die Diagnostik mit einem Überweisungsschein vom Kinderarzt. Die Untersuchung selbst umfasst:
- Ausführliche Elterngespräche
- Verhaltensbeobachtung im Spiel und Alltag
- Standardisierte Tests (z. B. ADOS, ADI-R)
- Entwicklungs- und Intelligenzdiagnostik
- Einschätzung durch ein interdisziplinäres Team
Auch wenn Wartezeiten leider häufig lang sind: Eine offizielle Diagnose ist wichtig, um gezielte Hilfen zu erhalten – sei es im Kindergarten, in der Schule oder in der Therapie.
4. Unterstützung suchen – für das Kind und die Familie
Nach der Diagnose folgt oft Erleichterung, aber auch neue Unsicherheit. Eltern fragen sich: „Was nun, wenn mein Kind autistisch ist?“ Die Antwort: Es gibt viele Wege, das Kind bestmöglich zu unterstützen. Dazu zählen: Frühförderung, Ergotherapie, Sprachtherapie, Verhaltenstherapie, Spezialisierte Förderangebote.
Auch Elterngruppen, Beratungsstellen und Online-Communities bieten Austausch und Entlastung.
5. Den Blick auf die Stärken richten
Kinder mit Autismus haben nicht nur Herausforderungen, sondern oft besondere Talente: ein außergewöhnliches Gedächtnis, ein tiefes Spezialinteresse oder hohe Detailgenauigkeit. Eltern können helfen, diese Stärken zu erkennen und zu fördern – unabhängig von einer Diagnose.
„Mein Kind ist autistisch“ – dieser Satz verändert viel, aber nicht alles. Wichtig ist, nicht in Panik zu verfallen. Der Verdacht auf Autismus ist kein Urteil oder eine Sackgasse, sondern ein Startpunkt. Je früher Klarheit besteht, desto besser kann Unterstützung greifen.
Fazit: Was tun bei Verdacht auf Autismus?
Wenn Sie bei Ihrem Kind Anzeichen von Autismus bemerken, zögern Sie nicht. Der Weg zur Diagnose und Unterstützung kann herausfordernd sein, aber er lohnt sich – für das Wohl Ihres Kindes und für den Familienfrieden.
Weiterführende Links und seriöse Anlaufstellen
Autismus Deutschland e.V. – Informationen, Beratungsstellen & Kontakt zu Autismuszentren
www.autismus.de
Bundesverband für Menschen mit Autismus (autismus Deutschland) – Übersicht regionaler Hilfeangebote
Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) – Arzt- und Therapeutensuche
www.kbv.de/html/arztsuche.php
Netzwerk Autismuskompetenzzentren – Diagnostik & Förderung
autismus-kompetenzzentren.de
Elternratgeber Autismus (von „Kindernetzwerk e.V.“) – Kostenloser PDF-Leitfaden für Eltern
www.kindernetzwerk.de
Empfehlenswerte Literatur für Eltern
Diese Bücher bieten fundiertes Wissen in leicht verständlicher Sprache – ideal für Eltern mit Verdacht auf Autismus beim Kind:
„Autismus – Was Eltern wissen sollten“ von Tony Attwood
→ Sehr gut für Einsteiger, mit vielen Praxisbeispielen.
„Verstehen – begleiten – fördern: Ein Handbuch für Eltern von Kindern mit Autismus“ von Michaela Köhler
→ Konkrete Alltagstipps für Zuhause, Schule & Therapie.
„Autismus-Spektrum-Störungen bei Kindern und Jugendlichen“ von Sven Bölte
→ Wissenschaftlich fundiert, aber verständlich.